20070907

Besuch aus Deutschland. Der erste Tag.

Unzuglaublich mag es zwar jedem erscheinen, der jemals einen längeren Aufenthalt im Ausland hinter sich gebracht hat, zum Beispiel auch solchen Leuten die das heimatliche Frankenland verlassen und auf solche gar abstrusen Gedanken kamen, im erzpreußischen Bremen ein Studium zu beginnen und dann auch noch so ein Randgruppenstudium, das ja in der Schule noch nie der Fall derjenigenwelchen war, aber es ist wahr. Es gibt auch noch Leute auf der Welt, die ihre Ankündigungen wahr machen. Zuviele Leute haben sich für Bremen angekündigt und zu vielen Leuten konnte man in aller Ruhe Einladungen aussprechen, in der Sicherheit von ihnen sowieso in Ruhe gelassen zu werden. Umso schöner ist es dann doch, wenn jemand spontan KLM kontaktiert und sich bei dem Vorhaben den Amsterdamer Flughafen beim Umsteigen zu inspizieren in Bergen verirrt. Genau dies war der Fall und so ließ der erste Besuch hier in Bergen nicht lange auf sich warten. Mit einer kleinen Überbrückung 1.1 war es dann auch kein weiteres Problem diesen Besuch vom Flughafen ins Fantoft Sudentenboliger zu importieren und mit ihm auch jede Menge Spaß und tolle Ausflüge. Einige visuelle Eindrücke sollten ja bereits zu bewundern sein. So war es gleich der erste Tag, der nach ein wenig Ausschlafen und ein wenig mehr (Zwangs-?)Frühstück in einer kleinen Wanderung von Li nach Høgabu gipfelte. Eine interessante Bergstraße beschrieb die letzten 10 Kilometer der Anfahrt nach Li von dort aus ging es dann um weitere 400 Meter aufwärts und am Ende dies auch wieder zurück. Høgabu wurde effektiv zwar nicht erreicht, allerdings wiesen uns rote auf Stein gepinselte T’s den weg. Wäre man diesen T’s weiternachgelaufen, hätte man die Hütte des Norsk Touristforeigner sicherlich bald erreicht. Ich persönlich bin ja der Meinung, sie wäre instantan nach dem nächsten Hügel aufgetaucht, wäre man nur darumherum gegangen und hätte einen Blick gewagt. Begnügen konnten wir uns allerdings auch mit einem finalen Anstieg zu einem Felsblock hinter dem sich ein kleiner ca. 8 bis 12 Meter tiefer, jedoch nicht wirklich steiler Einschnitt in das dortige Landschaftsgefüge befand. Ein Bad in den Gletscher gespeisten Seen musste man sich aus Zeitgründen leider verkneifen, da wir vor Einbruch der Dämmerung wieder das Auto erreichen wollten und vielleicht sogar noch eine Shoppingtour im dortigen Supermarkt starten wollten. Diese fiel aus unerklärlichen Gründen jedoch auch aus. Spekulationen zu Folge wollte der Supermarkt in Dale solche gefährlich aussehenden und stinkend durchgeschwitzten Wanderer keinen Einlass gewähren. Konservative Quellen vertreten auch die Ansicht, dass die Uhr doch weiter als geplant vorangeschritten war.

Doch um nocheinmal auf den Wandertrip zurückzukommen:

Vielleicht sollte man am Anfang beginnen. An dem Ort an dem unser Trip begann. Es handelt sich eigentlich um ein ganz normales alltägliches norwegisches Durchschnittsdorf. Aber vielleicht ist gerade das der Punkt warum es so schön war. Geradezu verträumt befinden sich dort die Häuser entlang der Straße, die sich wissend was und wohin sie will, kurz zuvor an Steilwänden, diversen bewaldeten Hügeln und durch, in das Felsmassiv gehauene, Tunnel einige hundert Meter vom Meeresniveau aus hinauf schlängelte. Von einer opportunistischen Haltung der Straße kann hier aber dennoch keine Rede sein, eher von diplomatischem Feingefühl mit dem diese Aufgabe gelöst wurde. Nach dieser Anstrengung gönnt sich jedenfalls diese Straße eine kleine Pause und verläuft ruhig und friedlich durch das ebenso ruhige und friedliche Dorf. Viele Häuser sind es nicht, die in diesem Dorf die Straße säumen, aber doch viele genug um diese Ansammlung ein Dorf zu nennen. Es trägt im Übrigen den Namen Li. Eine relativ junge Steinkirche steht ebenso an der Straße wie ein kleiner Erdbeerstand, an dem eine Bäuerin den Durchreisenden frische norwegische Erdbeeren feilbietet. Dass hier in diesen nordischen Breiten die Erdbeeren erst später Saison haben, lässt sich wohl mit dem gemäßigt kühleren Klima begründen, aber immerhin gibt es noch Erdbeeren. Der Parkplatz für unser Auto wurde uns von dem dortigen Gemeindehaus gestellt. Zumindest war es ein Haus, was so aussah wie eines und gegenüber der Kirche stand es auch. Nachdem ein Norweger uns auf norwegisch darauf hingewiesen hatte, dass Privat-Parkering wohl kein Parkplatz für deutsche oder sonst irgendwelche Touristen ist, waren dieses Gemeindehaus und der dortige Schotterplatz eine nicht zu verachtende Alternative. Gestärkt mit einigen trockenen Knäckebroten ging es dann auch schon los, dem Himmel und Berggipfeln entgegen. Anfangs war es ein Fluss der unseren Weg säumte, der, wie bereits erwähnt, immer durch das rote „Bergen Turlag“ T gekennzeichnet wurde. Nach kurzer Wegstrecke entlang des Flusses mit, wie überall hier, glasklarem, trinkbarem und überaus wohlschmeckendem Wasser, verabschiedeten wir uns von dem Geplätscher und stiegen weiter aufwärts. Nach so einiger Zeit mit wunderschönen Blicken in das Tal was hinter uns zusammen mit dem Dörfchen Li lag, im Übrigen waren auch die Blicke auf die umliegenden Hügel und Berge kein bisschen weniger zu verachten, wurde so nach und nach die Baumgrenze passiert. Natürlich war ein schönes Picknick danach Pflicht, und ein anderes kleines Bächlein zwang uns auch dazu dieses durchzuführen. Knäckebrot, Brunost, belegte Stullen, Weintrauben und Pflaumen, mitgebrachtes und frisch aus dem See gezapftes Wasser, alles war ebenso mit von der Partie, wie das Vesper-Doku-Foto. Nach eben diesem Picknick sollte es auch nicht mehr lange dauern, bis meine Begleiter und ich den ersten Schnee seit dem letzten Winter erblickten und berühren durften. In der Höhe von 900 Metern sollen dort zeitweise ganzjährig Schneebretter anzutreffen sein, das sagte auch unser kleines Routenführerbüchlein, das mir tags zuvor eine Studentenwohnheimmitbewohnerin geliehen hatte. Danke nochmal an dieser Stelle. Die Schneebretter gingen einher mit diversen kleinen und noch kleineren Seen mit Sicht bis zum Boden, sowie mit sumpfigen Grasflächen die ganz und gar nicht immer sumpfähnliches Antlitz hatten. Schlimmer, als ein schmatzender Kommentar des Untergrundes zu den Schuhsolen wurde es aber nicht. Die Hütte Høgabu war wohl nicht mehr weit weg, aber wie oben schon erwähnt war es überaus begnüglich seinen Blick ein weiteres mal über Horizont und vorgelagerte Berge schweifen zu lassen, dabei Gletscher, Täler, Seen und den Atlantik zu erblicken und dann den Rückweg anzutreten, der mit einem kleinen Kurzimbiss auch nichts weiter großartig Spannendes zu erzählen hatte, außer eben wiederum schöne Ausblicke. Da ja der Weg der Gleiche, wie auf dem Hinweg, nur mit einer kleinen aber entscheidenden Richtungsänderung war, war er uns auch bekannt. Gewisse Zeit, die auf dem Hochweg noch für T’s suchen und finden reserviert war, konnte also wegrationalisiert werden und das Auto wurde wie erwartet noch deutlich vor der Dämmerung erreicht.

Ja meine lieben Freunde das war der erste Tag und wie es dann die nächsten Tage weiterging, das erfahrt ihr nach der nächsten Maus, oder zum nächsten Zeitpunkt, wenn ich mal wieder von universitären Aktivitäten abgehalten werden soll.

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