20071010

Die Straßen des Norwegischen Staates

Autobahnen? Na klar hat Norwegen Autobahnen. Norwegen ist ja schließlich ein zivilisiertes Land. Allerdings gehe ich davon aus, dass Berlin als Bundesland mehr Autobahnkilometer vorweisen kann als komplett Norwegen, und ein Otto-Normal-Berliner in einem Monat mehr Stau hat als ein Peer-Gynt-Durchschnittsnorweger in seinem ganzen Leben. Die Autobahnen beschränken sich auf die großen Norwegischen Metropolen. Oslo besitzt zum Beispiel welche. Kurz vor Stavanger ist die E39 ebenso ein wenig 4-Spurig ausgebaut wie die E16 und die E39 im Bergensischen Stadtbereich. Auf diesen breiten Schnellstraßen geht es dann mit rasanten 90 Kilometern in der Stunde voran. So etwas sollte man mal in Deutschland vorschlagen, das würde sogar der CSU in Bayern nicht nur die Absolute sondern ganz und gar die Mehrheit kosten. Ist auch egal, hier in Norwegen braucht man so etwas nicht vorschlagen. Da ist es einfach so. Jeder lebt damit unf fährt brav seine Geschwindigkeiten, die nur selten weit über die maximalen neunzig hinausgehen. Auf Nichtautobahnstrecken, also der großen Majorität hier, darf man dann 80 fahren. Einheimische machen das dann auch, egal wie kurvig die Strecke ist. Spießige deutsche Raser gewöhnen sich diesen Fahrstil erst im Laufe der Zeit an.
Doch was gibt es in Norwegen sonst noch für Straßen? Oben wurden sie schon namentlich kurz erwähnt, die E-Straßen. Das sind die Hauptverkehrswege in Norwegen. sie schlängeln sich über Brücken, durch Tunnels, durch schöne und noch schönere Landzüge quer durch das ganze Land. Hin und wieder kommt auch ein Fjord mit einer Fähverbindung dazwischen. Allerdings kann man im Allgemeinen davon ausgehen, dass diese Fähren recht regelmäsig fahren, zumindest was die Hauptverkehrszeiten und die Hauptverkehrsachsen angeht. Bei kleineren Straßen solle man vielleicht doch darauf achten, wann die letzte Fähre fährt. Große Wartezeiten hatte ich allerdings bis jetzt nicht zu verbuchen. Diese Fähren zeichnen sich übrigens durch leckere Hot-Dogs im Saloon aus und dadurch, dass nur Touristen sich außerhalb dieses Saloons bzw. ihres eigenen Autos aufhalten. Ist mir aber egal es sind einfach schöne Anblicke, die man bei solch einer Fjordüberquerung erblicken kann. Die E 16 im Übrigen ist von Kristiansand aus mehrere Kilometer beleuchtet, wie weit entzieht sich meiner Allgemeinbildung, besser gesagt meiner Erinnerung, es handelt sich jedoch mindestens um eine dreistellige Kilometerzahl. Neben den E-Straßen, gibt es auch noch Straßen ohne E's. Und es empfiehlt sich, sollte man an schönen Landschaften interessiert sein, wie bei Lebensmitteln hin und wieder auf diese E's zu verzichten, vielleicht auch nicht in dem Umfang, wie man bei Lebensmitteln darauf verzichten sollte. Straßen mit Nummern und ohne E's sind kleinere Landstraßen, die mitunter auch schon mal recht abenteuerlich werden können. Dies geschieht zum Beispiel mit engen Serpentinen, oder sonstigen Späßen. Straßen ohne Nummern hingegen sind, wenn es sich nicht gerade um Straßen in einer Metropole handelt durchweg klein. Meistens zwar betoniert, jedoch nicht immer. Spurrillen, bzw. eine höher liegende Mitte der Straßen ist übrigens Standartausstattung. In Metropolen gibt es meist noch geschwindigkeitsdämpfende Betonhügel für Lau, die oft fies getarnt sind.
Zu den Verkehrsschildern lässt sich auch noch einiges sagen. Eine Warnung vor einer kurvigen Strecke auf einer größeren nummerierten Straße oder einer E-Straße deutet auf eine leicht kurvige(in Norwegischen Verhältnissen) auf eine kurvige (im Vergleich mit deutschen Bergregionen, z.B. fränkische Schweiz, Harz, Bayrischer Wald, Alpenvorland o.Ä.) oder eine überaus kurvige Strecke(für Norddeutsche Autofahrer) hin. Sollte solch ein Schild auf normalen nummerierten Straßen oder gar unnumerierten Strecken kommen, wäre es für einen Norddeutschen mit einer Achterbahnfahrt zu vergleichen. Es heißt auf jeden Fall so einiges, und auch wenn solch ein Schild seine Gültigkeit verliert, heißt das nicht, dass man etwa nur noch geradeaus fahren zu braucht. Man kann vielleicht aber wieder weiter schauen als der Bremsweg betragen würde. Für Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es hier auch verschiedene Gründe. Zum einen wird hin und wieder vor Tunnels die Gescheindigkeit auf 70 reduziert. Das mussten die Norwegischen Straßenplaner wahrscheinlich machen um nicht beim ADAC komplett in den Ignoranzbereich zu kommen. Es gibt dann noch die Reduzierung der Geschwindigkeit bei einmündenden anderen Hauptverkehrsstraßen, oder vor Kreisverkehren. Das macht meist Sinn und wird in Deutschland ebenso praktiziert. Nur, dass deutsche Straßenplaner noch nicht in dem Maße den Sinn von Kreisverkehren erkannt haben, wie es die Norwegischen Kollegen haben. Ebenso wird die Geschwindigkeit auf 60 km/h reduziert, sollte die Straße durch dichter bebautes Gebiet führt. Man sollte sich hier zur Sicherheit der anderen und zur Schonung des eigenen Geldbeutels daran halten. Auch wenn (die nicht selten auftretenden) Blitzer meist einige Meter zuvor mit einem Schild angekündigt werden, es gibt auch mobile Radarpolizisten, und verkehrsvergehen sollen hier teuer sein. Dann gibt es noch andere Geschwindigkeitsbegrenzungen die zumeist auf kleineren nummerierten und unnummerierten Straßen auftauchen. Diese Schilder reduzieren meist die Geschwindigkeit auf 50km/h. Man sollte sich daran halten, dieses Mal zur eigenen Sicherheit. Vor Blitzern braucht man wenig Angst zu haben, diese nischen sich normalerweise ökologisch anderweitig ein. Interessant ist es auch wenn solche Geschwindigkeitsbeschränkungen aufgehoben werden. Das ist zwar mit der Erlaubnis verbunden Gas zu geben, selten jedoch mit der Möglichkeit. Es gibt dann auch noch Straßen auf denen es sich auf Grund der eher niedrigen Verkehrsdichte nicht rentiert, Warnungen vor kurvigen Strecken, oder gar Geschwindigkeitsbeschränkungen aufzustellen. Ich denke, diese Tatsache spricht für sich. Ein besonderes Highlight meiner bisherigen Norwegischen Autokarriere war jedoch jene Strecke, die mit dem Hinweis "Service-Road, low standard, use at your own risk" angekündigt war. Keine Angst, so schlimm war sie dann doch nicht. Lebensgefahr kam nicht auf, es regnete aber zum Glück auch nicht und der Schotter war (deswegen) gut befestigt.
Alles in Allem kann man vielleicht folgendes Szenario als letzten Vergleich zwischen deutschen und Norwegischen Straßen anbringen.
Entfernung 220 km. Handygespräch:
Deutschland: "Ich bin jetzt mit dem Mittagessen fertig. Sollte kein Stau kommen, bin dann in zwei Stunden da. Du kannst dann auf *:** den Kaffe aufsetzen. Was wir abends unternehmen wollen planen wir dann noch"
Norwegen: "Ich räum noch schnell den Mittagstisch ab und setz mich dann ins Auto. Wenn ich mit der Fähre Glück habe bin ich dann zum Abendessen da. Kannst du trotzdem noch ein Bierchen für mich kaufen da ich nicht weiß ob ichdas noch rechtzeitig schaffe."
(Geschäfte haben hier zwar durchaus auch bis zehn oder elf auf, allerdings ist der Verkauf von Øl nach 8 Uhr nicht mehr gestattet. Geschäfte verstecken die 4,7 Prozentigen Bierdosen dann hinter einem (warum auch immer) meist blauen Vorhang.)

Keine Kommentare: