20071205

Feueralarm

Standardszenarien:
- Person X lässt das Essen anbrennen, weil er, respektive sie, im Zimmer lieber ein Loch in die Wand geguckt hat als die Milch umzurühren. Höllisches Piepen warnt alle Bewohner des jeweiligen Hauses, bzw. der jeweiligen Etage vor einem Brand und fordert zum verlassen des Hauses auf.
(Selbst miterlebt: Ich, schon im Schlafanzug; Feueralarm; wenige Augenblicke später und nur einige Türen weiter:Die Feuerwehr steht vor einer Appartementtür hinter der die Ursache für Alarm vermutet wird und telefoniert gerade um die Tür möglichst schonend zu öffnen, da niemand auf das Klopfen reagiert hat. Ein junger Mann asiatischer Herkunft, kommt mit mit Reis gefüllten Tupperschüsseln auf dem Arm und fragendem Gesicht den Gang entlang. "Whats wrong? Oh no that's my dor. Shit!" Er rennt hin, schließt auf und die Sache klärt sich. Nachdem der Rauch verzogen ist wird auch der Feueralarm wieder abgestellt. Ich gehe schlafen.)

- Eine der vielen Gemeinschaftsküche im Nachbarblokk (bei "Blokk" muss man sich einfach der schönen norwegischen Rechtschreibung anpassen, dieses Verhaltensmuster entspricht zumindest meinem privaten Empfinden.) veranstaltet eine Party mit selbstgebrauten Bier und oft mit furchtbar witzigem Motto. Jeder der in diesem Blokk weiß dann schon Bescheid, dass es nachts um halbdreiviertel vier spätestens so weit ist, dass diverse Räucheropfer die Rauchmelder zum Ausschlag bewegen. Grausames Piepen und fluchende geweckte Studenten sind die Folge. Man trifft sich in der Küche, des jeweiligen Flures auf einen Plausch mit Vanilleeis und wartet bis das Bergensische Brannvesen die Ursache fest- und den Alarm abgestellt hat. Im Allgemeinen befindet man sich keine 40 min später wieder im Bett und schläft mit gemurmelten Flüchen über die Verursacher auf den Lippen erneut ein.

- Eine leicht angeheiterte (dezente Untertreibung meinerseits. Anm. d. Red. ) Person Y will mal wissen was passiert, wenn man eine gewisse Scheibe einschlägt und den Knopf tief drückt. Ist vielleicht nicht so gesundheitsgefährdend wie eine Zigarette, aber keineswegs löblicher. Die Geschichte geht dann so weiter wie im Fall zuvor.

- Abwandlungen der bereits erwähnten Szenarien sichern zum einen der Feuerwehr eine kurze Weile und zum anderen der Brannstation Fana ihre Existenz.

Letzte Nacht jedoch da war mal richtig Spaß angesagt. Die Uhr zeigte etwas um die zehn Minuten nach zwei als ein gellendes Piepen und ein mindestens genauso grausames Klingeln meine Tiefschlafphase der letzten Nacht rapide verkürzte. Also, nachdem man ja sowieso senkrecht, wie in den besten der besten Comics gezeichnet, im Bett steht, ich tat dies zumindest, macht man das Fenster zu sucht sich einen warmen Pullover und guckt mal auf den Gang raus. Halt! Schlüssel mitnehmen! Beißender Rauch ist noch nicht zu sehen. Also Schuhe anziehen und sich mal an die Frische Luft begeben, ohne den Fahrstuhl zu benutzen, versteht sich. Im Erdgeschoss angekommen, wundere ich mich schon über die große Anzahl von Menschen, aber da aus jedem Stockwerk der Alarm zu hören war, erwartet man ja auch wirklich etwas Ernstes. Und als Bewohner einer der Bløkke, die nur einer oder zweier Appartements besitzen und deswegen ohne Gemeinschaftsküchen auskommen, kennt man Fall zwei und drei der zu Beginn angeführten Szenarien ja nicht. An der Frischen Luft angekommen trifft man das eine oder andere bekannte Gesicht schnackt eine Runde und wartet auf die Feuerwehr. Diese kam dann auch lokalisierte die Brandursache, funkte wild durch die Gegend, ging ins Haus rein und wieder raus. Augenzeugen berichteten auch von Rauchentwicklung im Gang des dritten Stockes. Ich kann dies nicht bezeugen, aber solch ein Gang ist ja auch mehrere hundert Meter lang und besitzt mehrere Brandschutztüren. Nach 45 min unter freiem Himmel leistet Petrus seinen persönlichen Beitrag zum Feuer löschen. Die Feuerwehr läuft noch mehr oder weniger koordiniert um verschiedene Ecken und beschliesst nach 55 min die Studenten wieder ins Haus zu schicken, während die Feuerglocken auf den Gängen munter vor sich hin bimmeln. Feuerwehrleute versuchen unterdessen vergebens den Feueralarm wieder abzustellen.
"Bare prøver å sove, Just try to sleep. It's safe now."
Alles klar, gehen wir wieder ins Bett und schlafen bei Krach und Läutgedöns. Ich muss zugeben, das hat sogar für mich eine Herausforderung dargestellt. Einige wenige Minuten später, es ist ungefähr 3:27 Uhr, herrscht Stille, nach 77 minütigem pulsierendem Dauerklingeln. Stille. Schön. Wunderschön! Schnell noch einmal nach links und einmal nach rechts drehen und weiterschlafen. Der Wecker wird ja schon in dreieinhalb Stunden später klingeln und einen zum Norskkurseksamen wecken. Mit einem Tässchen Kaffee gedopt, habe ich auch versucht diese Hürde zu meistern. Ergebnisse kenne ich noch nicht, aber zumindest war ich rechtzeitig an Ort und Stelle des Geschehens. Als ich heute nach meinem Eksamen zu Hause ankomme finde ich in meinem Emailpostfach eine Email:

"Til alle beboerne i E-H blokk,
Etter at brannalarmen ble utlåst natt til i dag, hang klokkene seg opp. Dette på grunn av en teknisk feil. Brannvesenet var her til klokkene ble avstilt. Vi hadde også en brannvakt på området. Brannalarmen vil fungere som normalt fra og med i dag. Vi beklager at det tok så lang tid før vi fant feilen slik at vi kunne avstille klokkene.

To all tenants in block E-H,
When the fire alarm went off last night/early this morning it got hung up, this because of a technical fault. The fire department did not leave the area before the alarm was cut-off. We had a fire guard on the premises. The fire alarm will function as normal from today. We are sorry that it took such a long time before we were able to find the technical fault.

Mvh
**** * ***
Miljøkonsulent
Studentboligene
Studentsamskipnaden
i Bergen"

Ich danke recht herzlich und verzeihe es. Immerhin soll es ja jetzt wieder ordnungsgemäß funktionieren. Wir werden ja sehen. Der nächste Feueralarm lässt bestimmt nicht allzu lange auf sich warten.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ja, der Herr fernöstlichen Ursprungs war schon ein Erlebnis.
Aber immerhn konnte ich mich während des Feueralarms überzeugen, dass es tatsächlich (eine) native Noweger(in) im bergensischen Studentenwohnheim gibt.